Wie fährt sich der Hobel
Zunächst einmal. Der neue Porsche 911 fährt sich perfekt. Egal ob im Alltag, für den er noch mehr Grand Tourer geworden ist, auf der Landstraße, wo das neue butterweiche 8-Gang-Getriebe seidenweich schalten kann, oder auf der Rennstrecke, auf der das Getriebe zur absoluten Dynamikwaffe wird und jeden Gang richtig einlegt, schon bevor es der Fahrer selbst ahnt. Alles andere ist ja eigentlich schon aus der Baureihe 991 bekannt und wurde bereits ausreichend in den Himmel gelobt. Doch leider geht für uns durch die Perfektion auch noch einmal etwas Emotion verloren. Klar gehört das Fahrzeug zu den besten Autos der Welt. Aber vergleicht man den Motorsound, fällt schon auf, dass die Jungs von Porsche leider nicht in der Lage waren, trotz OPF ein gutes Klangbild herauszuholen. Wo selbst der 991 noch kernig röchelt, hat man im 992 eher das Gefühl, einen Software-gesteuerten Sound aus dem Lautsprecher zu hören. Und das trotz Sportabgsanlage im Sportmodus. Die Porsche-typischen Anzeigen mit einem analogen Tacho und ikonischen Zeigern in orange wurden durch großflächige Screens mit allerlei sinnvollen Anzeigen ersetzt. Das ist toll und modern. Aber wollen wir das, wenn wir einen Porsche fahren? Nächstes Beispiel: Der Schlüssel zum Starten des Motors wird nicht mehr eingesteckt. Er kann jetzt ganz komfortabel auf der Mittelkonsole abgelegt werden. Das mag einfacher sein. Die Frage bleibt aber: Wollen wir das, wenn wir einen Porsche fahren? Nicht umsonst sind die Preise für alle alten 911er geradezu explosiv angestiegen. Die meisten Fahrzeuge haben dabei nicht einmal eine Servolenkung. Hier zeigt sich, dass die Fans vom Mythos 911 mehr Wert auf ganz grundlegende Dinge wie Boxermotor, die einzigartige Form, Sportlichkeit und vor allem das Gefühl, selbst zu fahren, legen. Dennoch wird sich der Porsche bei den Managern und Vorständen der Welt wohl wieder wie geschnitten Brot verkaufen und das zu Recht, weil er ja wie eingangs erwähnt perfekt ist.